Wie wertvoll ist Abwasser?

Für uns in Deutschland sind ein – gefühlt – regenreicher Winter und Frühling zu Ende gegangen. Trotzdem gibt es keine Entwarnung, wenn es um die Knappheit von Wasser geht. In diesem Sommer werden wieder Dürremonate erwartet, und der Blick nach Spanien in den letzten Wochen hat uns in beängstigender Klarheit gezeigt, was Wassermangel für unsere Landwirtschaft und Ernährung bedeutet. Welche Potentiale bietet Abwasser, um Abhilfe zu schaffen? Während in Singapur bereits seit Jahren aufbereitetes Abwasser als Trinkwasser zur Verfügung steht, konzentriert sich die Forschung (noch) auf die Gewinnung von Phosphor als Düngemittelalternative. Ein Besuch bei dem Projekt SUSKULT des Fraunhofer Umsicht.

Die Wasserkrise verschärft sich weltweit, aber es gibt Hoffnung: Dank des technischen Fortschritts können wir Abwasser und Klärschlamm aufbereiten zu Düngemittel und sogar Trinkwasser. Aus letzterem kann man auch ganz hervorragendes Bier brauen, wie die Craft Brauerei "The Brewerks Company" aus Singapur zeigt.

In Singapur wird aufbereitetes Abwasser bereits seit 2003 konsumiert. Unter der Marke "NEWater" wird Trinkwasser vertrieben, dass sowohl den WHO und USDA Ansprüchen an "Trinkwasser" entspricht. Möglich wird das durch einen komplexen, dreistufigen Prozess, mit dem das Abwasser behandelt wird. Zuerst erfolgt eine Mikrofiltration, dann eine Umkehrosmosis und schlußendlich die Bestrahlung mit ultraviolettem Licht. Begleitet wurde die Einführung mit einer ausgeklügelten Kommunikation: Statt Klärwerken spricht Singapur von "Wasserrückgewinnungsanlagen" und von "gebrauchtem Wasser" statt "Abwasser" – eine ebenso große Rolle spielt natürlich auch die Namensgebung "NEWater".

In Deutschland sind wir noch nicht so weit mit der Akzeptanz von aufbereitetem Wasser. Laut Volkmar Keuter vom Fraunhofer UMSICHT sind Bürger:innen hier bereit, aufbereitetes Wasser aus Waschbecken, Wasch- und Spülmaschinen etc, wiederum als Spülwasser zu verwenden. Von eine Offenheit für den Konsums von Abwasser jeglicher Coleur hingegen sind wir in Deutschland noch weit entfernt.

Was hier allerdings eher möglich scheint: Konsument:innen für Gemüse zu begeistern, dass mit aus Abwasser gewonnenen Düngemitteln behandelt wurde. Dies erforscht zumindest aktuell das Projekt SUSKULT mit einem Pilotprojekt auf der Kläranlage in Dinslaken. Hier wird aus dem Klärschlamm und Abwasser der Metropolregion Ruhrgebiet Phospohor gewonnen. Dieses wird in flüssiger Form gewonnen, und auf kurzem Weg in die nahe gelegende hydroponische Farm geleitet. Dort wachsen Salate und Kräuter. Auch mit den proteinreichen Wasserlinsen wird hier experimentiert. 

Die Vorteile:

  • das Düngemittel Phosphor muss nicht mehr abgebaut werden und die natürlich begrenzte Ressource damit weiter dezimiert
  • der Import der Düngemittel entfällt, damit reduzieren sich auch die Treibhausgas-Emissionen – ein direkter positiver Effekt auf die Bilanz der Landwirtschaft
  • es werden hyperlokale Kreisläufe geschaffen, die in der Zukunft ein Puzzleteil in der Versorgung von Großstädten ausmachen könnten. 

Mehr über das Projekt SUSKULT, und wie das Bier aus Singapur schmeckt, dazu mehr in Episode 63 meines Podcasts "Völlerei & Leberschmerz"

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